Das Thema Selbstliebe vs. Egoismus begegnet mir immer wieder. In meinem privaten Leben wie auch in meiner Tätigkeit als psychologische Beraterin.

Was sind Gründe dafür, dass uns die Unterscheidung zwischen Selbstliebe und Egoismus schwer fällt?

Ein konkretes Beispiel aus meinem Leben:
In den letzten Jahren habe ich festgestellt, dass mein Bedürfnis nach Ruhe und Erholung gross ist.

Lange Zeit habe ich mein Bedürfnis nach Ruhe, Zeit mit mir als eigenartig/nicht richtig empfunden. Sätze wie «Mit mir stimmt etwas nicht, weil ich mich, nachdem ich viele Menschen um mich hatte, davon erholen muss.» oder «Ich bin doch komisch, wenn ich nicht so gerne viele Leute um mich habe.» kenne ich sehr gut von meinen inneren Stimmen.
Ich habe gerne andere Menschen um mich. Mittlerweile entscheide ich auch gezielt, welche Menschen, ich wirklich um mich / bei mir haben möchte. Ich brauche keine grossen Menschenmengen für mein Seelenwohl. Deshalb bin ich nicht komisch. Eigen vielleicht. Und eigen sind wir hoffentlich alle.

Heute weiss ich, dass mir Ruhe gut tut. In der Ruhe verbinde ich mich mit mir. Und auch mit anderen. Ich verarbeite und verdaue Treffen mit Familie, Freunden, Unbekannten und kann dies alles für mich regulieren.

Nun zum eigentlichen Thema: Bin ich egoistisch, wenn ich mich gegen ein Treffen mit einem lieben Menschen entscheide, weil ich bemerke, dass es mir zu viel wird? Früher dachte ich klar, ja.
Heute denke ich anders. Es ist ok, wenn ich mich für mich entscheide. Wenn mein Bedürfnis nach Ruhe/Erholung grösser ist als der Wunsch mich mit jemandem zu treffen.
Ich höre auf mich und schaue, was ich für mich brauche, was mein Körper, Geist, meine Seele braucht und danach handle ich. In keiner Art und Weise hat es für mich mit meinem Gegenüber zu tun. Es liegt nicht daran, dass ich die Person nicht treffen möchte. Klar, es ist ein klares Nein zu diesem Treffen in dem Moment auch zu dieser Person, schlussendlich geht es für mich um das klare JA FÜR MICH.

Was liess mich früher denken, dass diese Handlung egoistisch sein könnte?

Meine Gedanken, die mir einredeten, die andere Person nimmt es persönlich, fühlt sich dadurch abgewertet, etc. etc. etc.
Ich wage sogar zu behaupten, dass es einige Menschen gibt, die dies so empfinden. Die nächste Frage wäre dann: Was sind Gründe, dass diese Menschen so denken? Erziehung, Prägung, …mangelnde Selbstliebe…?

❤️ Was denkst du?

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