ensa Erste-Hilfe-Gespräche über Suizidgedanken

ensa Erste-Hilfe-Gespräche über Suizidgedanken

Am letzten Freitag nahm ich am Webinar der ensa zum Thema «Erste-Hilfe-Gespräche über Suizidgedanken» teil.

Was mir von diesem Seminar am Meisten geblieben ist, ist dass wir oft stigmatisierende Wörter wählen, wenn wir über Suizid sprechen. Seien dies: Selbstmord, erfolgreicher Selbstmord oder gescheiterter Selbstmordversuch. Was an diesen Worten ist stigmatisierend? Es liegt jeweils eine Wertung in diesen Worten. Beispielsweise das Wort Selbst-Mord. Mord ist eine Straftat, für die ein Mensch verurteilt wird. Es ist ein nicht erlaubter Gewaltakt. Nach was klingt erfolgreich und / oder gescheitert? Ja genau, es sind Wertungen. Also wenn ich mit solchen Worten einen Menschen auf seine Suizidgedanken anspreche und mit ihm wertfrei über seine Gedanken sprechen möchte, übermittle ich ihm ungewollt ziemlich sicher ein Gefühl von Schuld und Scham. Somit wird er mir eventuell nicht offen über seine Gedanken berichten, eher ausweichen, beschwichtigen, etc. Und genau das will ich nicht, wenn ich befürchte, dass jemand, der in meiner Praxis ist oder auch in meinem Freundes-, Bekanntenkreis solche Gedanken mit sich trägt.

Angemessene Wortwahl: Suizid, sich das Leben nehmen, starb durch Suizid, nicht tödlicher Suizidversuch.

Weiter erfuhr ich in diesem Seminar auch wiederum etwas über mich selbst: Auch ich glaube an diverse Mythen betreffend Suizid. Sprich auch betreffend diesem Thema verfüge ich über zahlreiche Glaubenssätze. Einer meiner tiefsten diesbezüglichen Glaubenssätze ist: «Wer sich wirklich suizidieren will, der spricht nicht darüber, der macht es einfach.»

Es gibt diverse weitere solche Mythen. Weshalb gibt es diese Mythen? Noch immer wird Suizid tabuisiert. Durch die Tabuisierung und durch diese Mythen können wir uns mit «gutem Gewissen» zurücklehnen, die Augen davor verschliessen und uns mit der Meinung zufrieden geben, dass wir sowieso nichts hätten merken, geschweige denn hätten tun können.

Allerdings ist es auch wichtig, mich selber zu schützen. Ich bin nicht verantwortlich für einen anderen Menschen. Doch liegt es mir persönlich am Herzen, wenn ich bemerke, dass sich jemand verändert und ich befürchte, dass sich diese Person mit Suizidgedanken beschäftigt, sie ohne Wertung darauf anzusprechen, ihr wertfrei zuzuhören und ihr eine Hilfestellung anbieten zu können. In meinem Beruf im Speziellen aber auch für mich als Privatperson.

Ich kann dieses Seminar nur weiterempfehlen. Danke ensa und pro mente sana für eure wertvolle Arbeit.

https://www.ensa.swiss/de/ehgs/kurs/